2. Sinfoniekonzert | |
Sonntag, 22. Februar 2015, 17.00 Uhr, St.-Nikolaikirche Kiel | |
G. F. Händel | Der Messias (Fassung von W. A. Mozart)* |
*Solisten:
Hanna Zumsande (Sopran)
Nicole Pieper (Alt)
Mirko Ludwig (Tenor)
Ralf Grobe (Bass)
Kieler Nachrichten vom 24.02.2015
Händels "Messias" homogen gemeistert
Kiel - "Wo er will, schlägt er ein wie ein Donnerwetter", schrieb Mozart einst über den großen Barockkomponisten. Und auch wenn der apollinische Blitz damals nicht alle Zeitgenossen und Kritiker von Händel erleuchtete, zum Messias des Ernst-Barlach-Gymnasiums unter der umsichtigen Leitung von Sebastian Klingenberg schien er mit der Mozart-Bearbeitung einzuschlagen.
Bis sich die musikalische Energie mit dem bekannten Hallelujah aus dem zweiten Teil entlud, blieb in der bestens gefüllten Nikolaikirche noch Zeit, das beachtliche Niveau zu bestaunen, mit dem die Schüler jenem Mammutwerk trotzten: Etwa in der hellen und klaren, mit historischer Spieltechnik aufpolierten Ouvertüren-Sprachlichkeit, Tremoli-Spannung mit blitzeisartigen Ausbrüchen, Bläserfestlichkeit, dramatisch enggeführten Chorlinien oder in souverän abgesteckten Intonationsfeldern (Kommt her und seht das Lamm), in der silbrige Sopranlinien über Alt-Lamenti zu schweben schienen.
Das wirkte so homogen, dass selbst geringfügige Einbußen wie kleine orchestrale Instabilitäten im Mittelteil eher der Demonstration dienten, wie flexibel-reaktionsstark die Musiker zurück zur fugischen Befestigung fanden. Die größte Leistung schien aber vor allem darin zu bestehen, den enormen Spannungsbogen bis zum Schluss nicht einbrechen zu lassen.
Glanz verlieh indes die hochkarätige Solistenriege: Sei es Mirko Ludwigs strahlend-geschmeidiger Tenor, virtuose Basskoloraturen von Ralf Grobe (Accompagnato Nr. 5!), Hanna Zumsande, deren ätherischer Sopran vor allem zum Schluss zur Blüte gelangte, oder Nicole Pieper, die ihre Altpassagen mit ruhiger Überlegenheit und voller Tiefe strömen ließ. Was dieser Aufführung, um in Mozarts Worten zu bleiben, vielleicht den meisten "Effekt" gab, war, dass Klingenberg durch hymnischen Händelglanz hindurch immer wieder mozärtliche Stimmung leuchten ließ, wobei der Wiener Wunderknabe verklärt-entrückt und nie süßlich oder etwa parfümiert erschien und schließlich für wohlverdiente Ovationen sorgte.
Elisa Meyer-Bohe