3. Sinfoniekonzert am 27.05.2018

Spürbarer Gestaltungswille aus bester Kulturschule

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In den Kieler Nachrichten am Montag, dem 29.05.2018:

Das Orchester am Ernst-Barlach-Gymnasium mit starken Solisten im Kieler Schloss

Kiel. Die vom Land zertifizierte „Kulturschule“ Ernst Barlach Gymnasium in Projensdorf setzte weitere musikalische Akzente. Nachdem ihre Bigband jüngst bei der Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ in Frankfurt am Main positiv auffiel, erntete das EBG Orchester am Sonntag großen Beifall aus dem gut gefüllten Parkett im Kieler Schloss. Bestens nachvollziehbare Bravo-Rufe feierten dabei zwei Ausnahmetalent als Solisten.

Caroline Beckmann ließ Robert Schumanns meist unter Wert gehandeltes Werk Introduktion und Allegro Appassionato op. 92 am Flügel rauschen. Junge Pianistin vergaß in den Fußstapfen von Clara Schumann dabei denkenswerterweise nicht, der hochromantischen Poesie auch Kern zu verleihen. Nur an ganz wenigen Stellen hektisch, wirkte der virtuose Part der Achtzenhtjährigen treffsicher konturiert und ausgesungen tiefsinnig.

Der 15-jährige Geiger Benjamin Günst, gerade am Klavier (und daran wie Beckmann Schüler von Ingeborg Lakämper-Rietz) zum Bundessieger „Jugend musiziert“ gekürt, bot eine packende intensivierte, dabei durchgehend klangschön in weiten folkloristischen Bögen gemalten Interpretation von Béla Bartóks2. Rhapsodie. Der Jungstudent bei Professor Heime Müller an der Musikhochschule Lübeck strahlte eine bemerkenswerte Sicherheit in seinem geigerischen Gestaltungswillen aus – das war restlos überzeugend!

Dirigent Alexander Mottok hatte kurz vor einem der ganz natürlichen Generationswechsel im Ensemble, der einige erfahrene Leistungsträger „kosten“ werde, ein besonders anspruchsvolles Programm gewagt. Klangfarben und Effekte schmiegten sich aber gut an die Soli an. Und die vorgeschaltete Zauberflöten-Ouvertüre hatte Würde, Energie und Zugkraft.

Schumanns „Rheinisch“ als übermächtige Aufgabe

Nach der Pause kämpften sich beide Solisten ganz selbstverständlich als Solo-Klarinette und als zweiter Konzertmeister mit ihren Mitschülern durch Schumanns Rheinische. Das war angesichts ihrer vielen kleinen Haken und Ösen ebenfalls keine leichte Aufgabe. Und weil die Sinfonie reichlich früh aus der Proben-Aula in den Konzertsaal entlassen worden war, fehlte es hier an spieltechnischer und künstlerischer Souveränität. Das war aber bei der Zugabe, dem Marsch der Priester aus Mozarts Zauberflöte, gleich wieder versöhnlich ganz anders. Und außerdem weiten Anstrengung auch ohne restlos erfüllendes Ergebnis der ebenfalls den Horizont.

Von Christian Strehk

 

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