Unter der exzellenten Stabführung von Alexander Mottok, dem Leiter des Sinfonieorchesters am EBG, bringt das Orchester die ganze kompositorische Raffinesse Prokofjews zum Klingen. Gut zu hören bei den Transformationen des berühmten Peter-Themas, die den kleinen Jungen mal neckisch und spitzbübisch, dann wieder sorglos und frei zeichnen. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Figuren des Stücks. Dem Handlungsverlauf entsprechend werden Themen variiert, greifen ineinander oder werden ausdifferenziert. Das auf den imposanten Bläsern basierende Finale mit „Peter's Marsch“ atmet gar etwas so etwas wie wagnerische Erhabenheit und zeigt im Tutti die ganze Pracht und Eleganz des Orchesters.
Ebenso auf der Höhe des Geschehens zeigte sich auch Schauspieler Matisek Brokhues als Erzähler und Moderator. Mit warmer, im Duktus lupenrein ausgestalteter Stimme und gänzlich ohne infantile Mimikry führt der Künstler durch die tierischen Geschichten und das Konzert.
Pause. Aber weil das Musiculum Kiel den jungen Zuhörern im Foyer die Möglichkeit gab, allerlei Instrumente auszuprobieren, wehte durch das Stimmengewirr jene so spannungsvolle Kakophonie, die an die „Stimmphase“ eines Orchesters kurz vor der Vorstellung erinnert.
Der zweite Teil begeisterte dann mit nichts weniger als einer waschechten „Welturaufführung“. Unter dem Titel Mein lieber Fisch schuf Mottok zusammen mit Wulf-Henning Steffen, der den Kinder- und Jugendchor des EBG einstudiert, vier Unterwasser-Pretiosen für Chor und Orchester. Klangvoller Name des kompositorischen Duos: Walburga Halodrius. Vertont wurden Teile aus einem Band mit „gesammelten Fischgedichten“ von Arezu Weitholz, die als Mitautorin und Textdramaturgin für Songs von Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg oder den Toten Hosen von sich Reden macht. Ein Quallenballett, Fisches Nachtgesang, Der Trompetenfisch und der Blindfisch lagen da auf den Pulten. Und es klang wunderschön und vielfältig. Bach'sche Festlichkeit traf auf sehnsuchtsvolle Wehmut oder die Walzer-Seligkeit eines Johann Strauß.
Der Karneval der Tiere schließlich bildete das phantastische Finale des Konzerts. Camille Saint-Saëns „Große zoologische Phantasie“ schillerte in allen nur erdenklichen Farben, die der Klangkörper auf der Palette hatte. Die Can Can tanzenden Schildkröten oder die flirrenden Kolibris verzauberten ebenso wie die mit Benjamin Günst und Anna Stellmacher „prominent“ besetzten Eichhörnchen am Klavier und natürlich der traumschöne Schwan, der auf den Schwingen eines Cellos durchs Wasser gleitet.