3. Sinfoniekonzert | |
Sonntag, 09. Juni 2013, 17.00 Uhr, Kieler Schloss | |
R. Wagner | Ouvertüre zur Oper "Der Fliegende Holländer" |
P. I. Tschaikowsky | Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester op. 33 (Fassung von Fitzenhagen)* |
J. Sibelius | Karelia-Suite op. 11 |
F. Delius | Summer night on the river |
G. F. Händel | aus der Wassermusik: Suite Nr. 1 F-Dur (Auszüge) |
L. v. Beethoven | Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 "Pastorale" (4. und 5. Satz) |
*Solistin: Zuzanna Sosnowska |
Kieler Nachrichten vom 11.06.2013
Musikalische Wetterberichte
Kiel - "Die Geister, die ich rief": Wie man Wasserwesen und andere Naturgewalten nach eigenem Willen tanzen lässt, lehrte das Sinfonieorchester des Ernst-Barlach-Gymnasiums unter Leitung von Neil Fellows am Sonntag in seinem 3. Sinfoniekonzert im Kieler Schloss. Da wurden die Untiefen von Wagners Ouvertüre zum Fliegenden Holländer in ein derart schauriges Gewand gehüllt, das es mancher lieben Seele im Publikum kalt den Rücken herunterlief.
Verantwortlich dafür war vor allem das Ausreizen des orchestralen Farbspektrums: Pfeifende Holzbläser, wogende Streicherwellen, ein hohl verfremdetes Steuermann, halt die Wacht-Thema und fahle Bass-Quintolen entsprachen Wagners neuartiger Behandlung des Orchesterparts in puncto naturalistischer Klangeffekte. So wurde der Epilog zu einem komprimierten Schaulauf durch die Oper an der Schwelle zum durchkomponierten Musikdrama.
In behutsamere Glattwasser-Gefilde führte dagegen Frederic Delius' von tonalem Dunstschleier und piano-Chromatik geprägtes Klanggemälde Summer Night on the River. Diese Idylle währte allerdings nur kurz: Nicht um Tonmalerei, sondern um „Ausdruck der Empfindung“ ging es Beethoven in seiner 6. Sinfonie. Von Fellows als „Wetterbericht, wie wir ihn normalerweise in Kiel erleben“ angekündigt, zeigte sich dem Publikum hier ein expressives Klanggewitter (4. Satz) mit anschließendem Hirtengesang. Etwas mehr Risikobereitschaft wäre hier wünschenswert gewesen. Denn das zuweilen eingeschobene „Sicherheitstempo“ schien die groß angelegten Spannungsbögen zu unterbrechen und eine dynamische Diskrepanz zwischen Streicher und Schlagwerk zu fördern.
Abseits vom musikalischen Nass offenbarten Tschaikowskys Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester mit der Solistin Zuzanna Sosnowska große Qualität: Mit beachtlicher Energie und technischer Raffinesse präsentierte sie dem prompt antwortenden Orchester eine bunte Palette an Charakterstudien. Viel Beifall für Solistin und Orchester.
Elisa Meyer-Bohe