3. Sinfoniekonzert am 30.06.2008

3. Sinfoniekonzert
Montag, 30. Juni 2008 • 19.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss
Gabriel Fauré "Masques et Bergamasques" Op. 112
Alexander Arutjunjan Konzert für Trompete und Orchester *
Sergei Rachmaninov   Jugendsinfonie in d moll
Aram I. Khachaturian   Balletmusik
* Solotrompete: Moritz Schilling

 

Kieler Nachrichten von 02.07.2008:

Tänzchen in schönster Schräglage

Kiel – Es zählt immer zu den ganz besonderen Momenten, wenn junge Instrumentalisten nach Jahren im Schulterschluss mit den „Kollegen“ auf einmal als Solisten vor ihrem Jugendorchester stehen. Der Trompeter Moritz Schilling, Jahrgang 1987 und spürbar an der Schwelle zur Professionalität, hat diese Erfahrungen am Montag gerade gemacht – mit großem Erfolg.
Gemeinsam mit dem Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium Kiel tauchte er im Kieler Schloss einfühlsam in die neoromantische, von armenischen Folklorismen durchwebte Klangteppich-Welt von Alexander Arutjunjans beliebtem Trompetenkonzert ab.
Mit ausgesprochen schön gerundetem, nie lauthals blechernem Ton zeichnete Schilling in sanften Schwüngen die Melodiebögen nach. Auch das EBG-Orchester zeigte sich unter der Leitung von Neil Fellows in klangsinnlicher Verfassung. Die Streicher hatten zu Beginn Peter Warlocks Capriol Suite als besten britischen Impressionismus verkauft, rhythmisch luftig leicht in Rotation versetzt von historisierenden Tanzmodellen.
Im Reigen der Raritäten nahm Sergej Rachmaninows früher Sinfoniesatz d-Moll die sperrigste Position ein und bereitete den jungen Musikern die größten Schwierigkeiten. Was womöglich auch daran lag, dass der Dirigent unbedingt die Contenance wahren wollte, obwohl der junge russische Komponist hier an vielen Stellen keineswegs seinen Tschaikowsky im Schrank und den Wodka im Tank verleugnet.
Fellows' ironische Distanziertheit und die jungdynamische Spiellust der EBG-Musiker fanden dafür zum Schluss, in der Schauspielmusik-Suite von Aram Chatschaturjan, ganz wunderbar zusammen. Die Maskerade in Lermontovs entlarvendem Versdrama trat denkbar plastisch hervor. Das Defilée von stilisierten Tänzchen der dekadenten Aristokratie geriet immer wieder planvoll in musikalische Schräglage. Schöne Soli – wie von der Konzertmeisterin Patricia Hevicke – ließen von besseren Zeiten fürs Volk träumen, bevor der finale Galopp, der als Zugabe noch eine Stufe frecher wiederholt wurde, die Zuhörer zum Lachen und viel Beifall reizte.

Von Christian Strehk