3. Sinfoniekonzert | |
Montag, 25. Juni 2007 • 19.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss | |
Samuel Barber | „Adagio“ für Streicher |
W. A. Mozart | Konzert in c-Dur für Klavier und Orchester KV 246 * |
P.I. Tchaikowsky | Sinfonie Nr.4 in F-moll Op. 36 |
* Soloklavier: Lea Kollath |
Kieler Nachrichten von Mittwoch, 27.6.2007:
Kiel – Kaum ein heikleres Stück ist denkbar für den Beginn eines Konzertes als Samuel Barbers Adagio for strings – und das noch nicht mal, weil es so bekannt ist. Es ist die beinahe mikroskopisch nachvollziehbare Ausformung eines melancholischen Themas hin zu einer glühenden Klage, die Transparenz dieses Prozesses, die den Interpreten so angreifbar macht. Dies erlebten auch Dirigent Neil Fellows und die Musiker des Sinfonieorchesters des Ernst-Barlach-Gymnasiums bei ihrem dritten Saisonkonzert im Kieler Schloss.
Zu Beginn war da noch, durch alle Register, ein Zögern spürbar angesichts der gnadenlosen Stille, aus der heraus sich das Stück entwickelt; dementsprechend verunsichert wirkte manches, und das nicht aus Unvermögen: vielmehr, als trauten sich die Musiker solch ein piano-Spiel, wie es hier verlangt ist, nicht wirklich zu. Erst allmählich, während sich die anfängliche Versunkenheit zu einem leuchtenden Hymnus hin entfaltete, fand das Ensemble zu einem selbstbewussten Gestalten.
Ganz anders die junge, aus Kiel stammende Pianistin Lea Kollath beim darauf folgenden Werk, Mozarts Konzert für Klavier und Orchester in C-Dur, KV 246: Sie hatte von Beginn an den richtigen Zugriff auf dieses so geistreich luftige Werk, das aber auch an einigen Stellen, im ersten und im dritten Satz vor allem, von dunkel hereinbrechenden Passagen gezeichnet ist – beide Ausdrucksebenen, die Eleganz und ihre Schattenseiten, bewältigte Kollath auch spieltechnisch klar und konzentriert; sie hatte zudem das Glück, von einem aufmerksam agierenden und begleitenden Ensemble unterstützt zu werden, dessen einziges Problem bei diesem Stück die klangliche Balance zwischen den Streichern und den oft unschön hart klingenden Holzbläsern war.
Danach, abschließend und krönend, Tschaikowskys Vierte Symphonie – ein Werk, das, wie Barbers Adagio, von höchster emotionaler Dringlichkeit ist, das aber zugleich, hauptsächlich im zentralen ersten Satz, jeden geschilderten Zustand in seiner ganzen Ambivalenz vorführt, das demonstrativ Schöne und das Kaputte an vielen Stellen überkreuzend. Fellows und seinen Musikern gelang eine Aufführung, die spannend blieb bis zum Schluss; überzeugend die hochdramatische Emphase der Ecksätze – mehr noch aber die wehmütige Schönheit des zweiten Satzes, dessen Ende in nachhallender Stille verklang.
Von Stephan Turowski