1. Sinfoniekonzert | |
Montag, 14. November 2005 • 20.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss | |
Edward Harper | "Bartók Games" |
Carl Maria von Weber | Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75* |
Carl Nielsen | Sinfonie Nr. 4 "Das Unauslöschliche" |
* Solist: Christoph Risch, Fagott |
Kieler Nachrichten von Mittwoch, 16. November 2005:
Barlach-Orchester unter der Leitung von Neil Fellows im Kieler Schloss
Von "kalkulierter Zerfahrenheit" spricht der Konzertführer und deutet damit an, dass es keineswegs eine leichte Aufgabe ist, die Vierte Symphone des "dänischen Sibelius" Carl Nielsen (1865-1931) zu interpretieren. Nielsen wollte, sicher auch unter dem Eindruck der Katastrophe des Ersten Weltkriegs, musikalisch andeuten, wie sich selbst in Chaos und Zerstörtem wieder ganz allmählich die heilende Natur zurückmeldet: Das urkräftig "Unauslöschliche" eben, das der Symphonie ihren Namen gab. Neil Fellows und sein jungdynamisches Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium leisteten am Montag zum Saisonauftakt trotz kleiner Irritationen das Entscheidende: Sie erfassten, genau wie es sich Nielsen gewünscht hat, das Werk "wie ein stetig Fließendes, in einem großen Satz in einem Fluss".
Zart kontrastierte der zweite Satz zum wuchtigen Toben des ersten, geheimnisvoll verdichtete sich die Fuge des dritten. Stolz, aber ohne übertriebenes Pathos strahlte schließlich - unterbrochen von bedrohlichem Pauken-Grollen - das "gloriöse" Finale auf. Ein sperriges, aber wertvolles Stück, an dem für Spieler und Hörer viel über die Orchesterkunst zu lernen war. Und ein Kampf mit schwerer Materie, der im Kieler Schloss zum Triumph "unauslöschlicher", weil nachwachsender Jugend wurde.
Eine vergleichbare Sicherheit war zu Beginn in Fellows' landsmännischer Exkursion zu Edward Harpers Bartók-Games nicht zu erleben. Dabei zeigte man durchaus Sinn für manches Klangexperiment der 70er-Jahre. Nur die bartókschen Rhythmus-Reflexe blieben leicht unscharf.
Balsam für die Ohren bot dann der Solist: Christoph Risch, Erster Fagottist der Kieler Philharmoniker, zeigte sich als blasender Belcantist, der mit allerschönster Eleganz und technischer Souveränität durch Carl Maria von Webers liebliches Fagottkonzert flanierte - ehrfürchtig flankiert vom hellhörigen, allenfalls etwas zu zögerlichen EBG-Orchester. Ein unauslöschlicher Eindruck auch dies.
Christiane Strehk