1. Sinfoniekonzert | |
Montag, 15. November 2004 • 20.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss | |
Paul Hindemith | Sinfonische Metamorphosen |
Wolfgang A. Mozart | Konzert für Flöte und Harfe C-Dur KV 299* |
Wassilij Kalinnikov | Sinfonie Nr. 1 g-Moll |
* Solistinnen: Maria Schmidt, Flöte und Birgit Kaar, Harfe |
Kieler Nachrichten von Mittwoch, 15.November 2004:
So jung ist das Sinfonieorchester am Ernst-Barlach Gymnasium schon lange nicht mehr zusammengekommen. Blickt man zum Einstandskonzert seines neuen Leiters Neil Fellows auf die Bühne im gut besuchten Kieler Schloss, fehlen eben jene Gesichter aus den Reihen der Kieler Philharmoniker, mit denen sein Vorgänger das Niveau des Schulorchesters stets deutlich gehoben hatte.
Ein völlig ungetunter Klangkörper also. Grund zur Sorge? Keinesfalls: Denn gerade die Tatsache, dass dieses Orchester bei seinem 1. Saisonkonzert einmal ganz als Jugendorchester zu erleben ist, setzt neue Energien frei. Und überdies scheint Fellows bereits jetzt einen überzeugenden Weg gefunden zu haben, diese Energien schlüssig zu katalysieren. In Paul Hindemiths Sinfonischen Metamorphosen nach Themen von Carl Maria von Weber zeigt sich ein apollinisch agierender Maestro, der mit feinem Struktursinn und einem guten Gespür für das Machbare dirigiert. Fellows schreckt keinesfalls davor zurück, auch Dampf zu machen, nur geschieht das dann immer wohl dosiert. Die Stimmung vor wie auf der Bühne wirkt vor diesem Hintergrund vom ersten Ton an positiv.
Dass der Hornist der Kieler Philharmoniker mit seiner Kollegin Birgit Kaar eine gute Wahl hinsichtlich des Harfen-Parts in Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert in C Dur KV 299 für Flöte, Harfe und Orchester getroffen hatte, war abzusehen. Dass die Gesa Wecker- und EBG-Schülerin Maria Schmidt ihr an der Flöte auf Augenhöhe begegnen kann, ist dagegen eine der schönsten Überraschungen des Abends. Würde man die luftigen Kadenz-Dialoge der beiden Solistinnen ohne jegliches Hintergrundwissen hören, eine Abiturientin käme einem hier ganz gewiss nicht mehr in den Sinn. Mit ihrem kraftvollen, aber trotzdem sehr entspannt wirkenden Ton und ihrer leicht federnden Spielweise bildet Schmidt ein ideales Pendant zu Kaars filigraner, sehr sensibel ausgestalteter Harfenarbeit. Fellows sorgt dabei mit dem verkleinerten EBG-Orchester für einen angenehm transparenten, beschwingten Mozart-Sound, so dass der große Applaus am Ende der ersten Konzerthälfte in jeder Hinsicht gerechtfertigt erscheint.
Nicht nur interpretatorisch überzeugend, sondern auch programmpolitisch hochinteressant dann nach der Pause Wassilij Kalinnikows Sinfonie Nr. 1 g-Moll, deren lyrische Anlage vom EGB-Orchester schön ausmusiziert wird und eine echte Begegnung mit dem vergleichsweise unbekannten Stück ermöglicht. Abermals nachdrücklicher, sehr berechtigter Beifall. Wenn dieser Einstand auch die weitere "Zukunftsmusik" des Traditionsorchesters vorwegnehmen sollte, dann hat man allen Grund gespannt nach vorn zu blicken.
Oliver Stenzel