2. Sinfoniekonzert am 13.06.2005

2. Sinfoniekonzert
Montag, 13. Juni 2005 • 20.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss
Jean Sibelius "Finlandia" op. 26
Frederick Delius "The Walk to the Paradise Garden"
George Gershwin "Rhapsody in Blue"*
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21
* Solist: Peter Evans, Klavier

 

Kieler Nachrichten von Mittwoch, 15. Juni 2005:

2. Konzert des Sinfonieorchesters am Ernst-Barlach-Gymnasium

Fast wirkt es wie eine vorwegnehmende Bitte um Nachsicht, was Neil Fellows im Programmheft zum 2. Sinfoniekonzert des Ernst-Barlach-Orchesters schreibt. Das Engagement des Ensembles für die Werftparktheater-Produktion Kasimir und Karoline habe diesem nicht nur eine neue Erfahrung ermöglicht, sondern auch ein "großes Opfer an Zeit und Geduld" abverlangt - die Konzertproben hätten daher unter Zeitdruck stattfinden müssen. Bereits Jean Sibelius' Finlandia op. 26 demonstriert am Montag allerdings, dass man unter diesem Druck effektiv gearbeitet hat. Vielleicht hat das Orchester Strapazen ertragen müssen, dem Zuhörer werden keine zugemutet. Das beweisen beispielsweise die schönen Blecheinsätze bei der Eröffnung der Tondichtung, das beweist aber auch das geschlossene Streicherbild in ihrem weiteren Verlauf. Auch in Fellows' zweitem Schloss-Konzert beeindruckt die Mischung aus alten Qualitäten und neuen Akzenten, mit der der Nachfolger Robert Königs das EBG-Orchester präsentiert. Dass unter den Musikern nicht mehr die üblichen verdächtigen Gäste aus den Kreisen der Kieler Philharmoniker auszumachen sind, ermöglicht erneut die Begegnung mit einem reinen Schulorchester, dessen Überzeugungskraft trotzdem oder auch gerade deswegen enorm ist.

Das transparente Klangbild, das der Dirigent fokussiert, zeigt einen geistesgegenwärtigen Klangkörper, der in Sibelius' Komposition einen wohl proportionierten Spannungsbogen aufbaut und der Musik in Frederik Delius' anschließendem The walk to the paradise garden viel Raum zum Atmen lässt. Hier kann sich Shino Nakamuras lyrische Oboenstimme frei entfalten, in George Gershwins Rhapsody in Blue demonstriert dann Klarinettistin Friederike Popp, welche für Solo-Talente in den Reihen des Orchesters sitzen. Der eigentliche Solist Peter Evans durchdringt den Klavierpart mit viel Struktursinn und zeigt sich als stimmiges EBGO-Gegenüber. Das zeigt auch nach der Pause in einer aufgeräumten Interpretation von Beethovens Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 keine Ermüdungserscheinungen. Viel Applaus für diesen weiteren Beweis, dass das Traditionsorchester unter seinem neuen Leiter auf bestem Kurs ist.

Oliver Stenzel