Kieler Nachrichten vom 20.11.2017
Virtuoses Konzert, bewegende Symphonie
KIEL. Gaudeamus igitur - "Lasst uns also fröhlich sein" beginnt das berühmte Studentenlied, in das Brahms' mitreißend-launige Akademische Festouvertüre mündet. Sie eröffnete das Konzert des Sinfonieorchesters am Ernst-Barlach-Gymnasium unter Leitung von Alexander Mottok. Und Grund zur Freude gab es reichlich. Bedauerlich war allein, dass nicht mehr Zuhörer am Sonnabend den Weg ins Kieler Schloss gefunden hatten (wo bereits zwei Abende zuvor hochklassige Sinfoniekonzerte angesetzt waren). Neben Bekanntem und Bewährtem war mit dem Konzert für Kontrabass und Orchester D-Dur des böhmischen Haydn-Zeitgenossen Vaclav Pichl auch eine echte Rarität zu hören. Hier zeigte Solistin Sophie Taubitz eindrucksvoll, dass der Kontrabass weit mehr als das Fundament des Orchesters ist: Klangschön ließ sie den Streicher-Riesen singen und schwelgen, bewies zudem beeindruckende, scheinbar mühelos dahinperlende Fingerfertigkeit und Virtuosität.
Nach kurzem, rhythmisch intensivem Abschwenken des Orchesters in den Depeche-Mode-Modus mit Martin Lee Gores titelmäßig riskantem Pimpf bildete Beethovens 7. Symphonie den fulminanten Abschluss und Höhepunkt des offiziellen Programms. Eindringlich elektrisierend gestaltete Mottk das Allegretto, bei dem es sich wohl um einen der schönsten und bewegendsten Symphoniesätze überhaupt handelt; mitreißend und packend gelangen die lebhaften Abschnitte und insbesondere das ekstatische Finale. Die Konsequenz: Verdient ausgiebiger Applaus und Brahms' unverwüstlicher 5. Ungarischer Tanz, mit viel orchestralem Schmelz & Schmäh serviert.
Anna Struck-Berghäuser