In den Kieler Nachrichten am Montag, dem 12.11.2018:
Kiel. Niels Gades OEurve fristet bei uns ein Schattendasein - erfreulich, dass nun das Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium bei seinem Saisoneröffnungskonzert in der Petruskirche die hochromantische Ouvertüre Nachklänge von Ossian des sympathischen Dänen zu Diskussion stellte. Famos, mit welcher sauberen Pianokultur die Cellogruppe die grummelnde Exposition vorstellte und mit welch Präzision das Tutti ins "stürmend-drängende" Allegro wechselte. Orchesterchef Alexander Mottok hatte mit seiner ruhigen, präzisen Zeichengebung das üppig besetzte und hellwache "Schülerorchester mit professionellen Ansprüchen" bestens im Griff, gab Raum für das Blitzsaubere Hörner-Quartett, passte feine Oboen- und Cellosoli nahtlos ein und steigerte das Effektstück zur prachtvollen Blechbläserklimax mit wisperndem Ausklingen im Pianissimo.
Ähnlich der Eindruck bei Franz Schuberts früher Sinfonie Nr. 4, die neben melodischer Klanglichkeit mit dramatischer Stringenz und schwungvoller Jugendlichkeit aufwartet.Da war vibrierende Vitalität zu vernahmen, die Holzbläser formulierten elegante Gesangsliniender, der tumultöde dritte Satz fiel ein wenig unschärfer aus, während man den Finalsatz mit imponierender Intensität in wuchtigen Schlussakkorden enden ließ.
Dass Alexander Arutjunjans Trompetenkonzert die Publikumsgunst davontragen würde, war eigentlich schon nach dem fanfarenartigen Einstieg des Jungprofis Matthias Hippe klar, der mit knackiger Präsenz und gestochenen Staccatoläufen das gleißende Pendant zum multistilistischen Orchestersatz beisteuerte. Der armenische Komponist war Postromantiker, seine Partitur lebt von affektgeladenen Überraschungen, was dem famosen Solisten spektakuläre Vituosität und changierenden Farbenreichtum abverlangte. Schülerorchester? - ja sicher,doch mit bewundernswerten Qualitäten.
Von Detlef Bielefeld