3. Sinfoniekonzert am 15.06.2014

3. Sinfoniekonzert
Sonntag, 15. Juni 2014, 19.00 Uhr, Kieler Schloss
Luigi Cherubini Ouvertüre zur Oper "Medea"
F. Liszt Mazeppa – Symphonische Dichtung Nr. 6
R. Wagner Siegfrieds Rheinfahrt (Götterdämmerung)
O. Respighi Antiche danze ed arie, Suite Nr. 1
R. Wagner Ausgewählte Arien aus den Opern Die Walküre, Lohengrin und Die Meistersinger von Nürnberg*
G. Verdi "Celeste Aida" aus der Oper Aida*
G. Puccini Ausgewählte Arien aus den Opern Tosca und Turandot*
F. Léhar "Dein ist mein ganzes Herz" aus der Operette "Das Land des Lächelns"*

Solist: John Treleaven (Tenor)

 

Kieler Nachrichten vom 17.06.2014

Gereifte Heldentaten
Das EBG-Orchester musizierte mit dem Tenor John Treleaven im Kieler Schloss

Kiel. Viel Experimentierlust hat das Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium in dieser Saison in seinen Konzerten gezeigt, indem es sich beispielsweise einen Moderator oder Tänzer an die Seite lud. Für ihren Ausklang unter dem Motto Der Tenor und das Sinfonieorchester darf das Publikum am Sonntag im Kieler Schloss einen alten Bekannten begrüßen: John Treleaven zählte einst zu den Protagonisten in Kirsten Harms‘ Kieler Ring und kehrt nun als Stargast zurück. Den Warmup bestreitet das Orchester mit Franz Liszts sinfonischer Dichtung Mazeppa allerdings noch im Alleingang. Unter der Leitung von Neil Fellows gelingt ihm eine plastische musikalische Umsetzung der Geschichte des Pagen Iwan Maseppa, der auf ein Pferd gebunden durch die Steppe und eigentlich seinem Tod entgegen reitet, bis er von Kosaken gerettet wird. Der Dirigent eröffnet mit seinen Musikern einen weiten Klangraum, in dem viel passiert, setzt den wilden Ritt motorisch ansteckend um und lässt das Abenteuer dann feierlich ausklingen.
Die Stimmung ist kontinuierlich herzlich, als John Treleaven danach mit der Walküre-Arie Winterstürme wichen dem Wonnemond, der Gralserzählung aus Lohengrin und dem Preislied aus den Meistersingern einen kleinen Wagner-Parcours durchläuft. Der Sänger setzt seinen gereiften Heldentenor dabei so sensibel ein, dass ihm unangestrengt und flüssig wirkende Interpretationen gelingen. Besonders beeindruckt Treleavens Charisma, das sich auch auf der Konzertbühne voll entfaltet. Vor wie auf der Bühne ist man sicherlich angetan. Das EBG-Orchester begleitet den Sänger feinfühlig wie entflammt und liefert zwischendrin noch eine üppig blühende, wenn auch nicht blitzsaubere Version von Siegfrieds Rheinfahrt.
Der zweite Teil des Abends ist der italienischen Musik gewidmet. Treleavens Celeste Aida kann sich hören lassen, bei E lucevan le stelle aus Puccinis Tosca ersetzt er Schmelz durch glänzendes Metall und Nessun dorma aus Turandot gerät zur Saal flutenden sängerischen Großtat. Fellows stimmt das Orchester überzeugend auf das musikalische Länderspiel ein und streut mit der Ouvertüre zu Cherubinis Medea und Respighis Antiche danze ed aria – Suite Nr. 1 wohklingendes Lokalkolorit ein. Zum Abschluss eines inspirierten Abends drücken Sänger und Sinfonieorchester mit Léhars Dein ist mein ganzes Herz noch einmal effektvoll auf die Operettentube. Das begeisterte Publikum gewährt dem Stargast einen Abschied, wie er sich für einen Tenor gebührt: mit Bravi und Standing Ovations.

Oliver Stenzel