1. Sinfoniekonzert am 18.03.2009

1. Sinfoniekonzert
Mittwoch, 18. März 2009 • 19.00 Uhr • Konzertsaal im Schloss
S. Wesley Sinfonie Nr. 2 D-Dur
E. Gregson Konzert für Tuba und Orchester*
J. Brahms   Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a
A. Guilmant   Final alla Schumann*
* Solotuba: Allan Jensen, Soloorgel: Sebastian Klingenberg

 

Kieler Nachrichten vom Freitag, den 20.03.2009:

Ein Spiel mit dem großen Onkel

Tubist Allan Jensen als Solist beim Konzert des EBG-Orchesters

Kiel – Die Tuba gilt ja als so etwas wie der große Onkel im Orchester-Organismus: ganz tief unten, ziemlich unförmig und vermeintlich leicht bewegungsbeeinschränkt. Der legendäre Tubist John Fletcher, das Bass-Wunder des großartigen Philip Jones Brass Ensembles, hat das Gegenteil bewiesen. Und Allan Jensen, Mitglied im Philharmonischen Orchester Kiel, tut es ihm eindrucksvoll nach. In Edward Gregsons für Fletcher geschriebenen Konzert für Tuba und Orchester schmeichelt er dem Ohr mit sahneweichen und doch genau fokussierten Tönen – in allen Lagen und Geschwindigkeiten.
Unter der Leitung von Neil Fellows ließ sich das Sinfonieorchester am Ernst-Barlach-Gymnasium Kiel am Mittwoch gerne darauf ein, diese gar nicht schwerfällige, dem Kino nahe stehende Traummusik mit ähnlich samtigem Sound auch im Ganzen zu großer Wirkung zu verhelfen.
Zuvor hatte sich das EBG-Orchester auffällig dürftig, vielleicht aber auch noch ein bisschen zu zaghaft auf die musikalische Empfindsamkeit des britischen Frühklassikers Samuel Wesley in dessen Sinfonie Nr. 2 D-Dur eingelassen. Der weite Bogen des Konzerts fand aber gerade dadurch sein Ziel in den ähnlich feinfühlig angefassten Haydn-Variationen op. 56a von Johannes Brahms, ein Stück, das mit seinen reichen Verzweigungen gerade an ein Jugendorchester hohe, aber lohnende Aufgaben stellt. Jede Instrumentengruppe bekommt hier ihre Bewährungsprobe. Und die wurde mit schöner Transparenz im Klang und bemerkenswerter Sicherheit in den Rhythmus-Labyrinthen fast immer reibungslos gemeistert.
Zwischengestaltet war eine kompakte französische Rarität: das Final alla Schumann op. 83 für Orgel und Orchester von Félix Alexandre Guilmant. Der souveräne Solist Sebastian Klingenberg und Fellows‘ Freunde werden es auf der geplanten Tournee in den englischen Kathedralen leichter haben, das betörende Parfüm der Komposition zur Entfaltung zu bringen, als im etwas drögen Schloss, wo man die Schnittstellen zwischen der Konzertorgel und dem Orchesterwabern lustfeindlich deutlich hörte.
Durch den großen Erfolg im Schloss sollten die jungen Musiker insgesamt so viel Selbstbewusstsein für den Sprung über den Ärmelkanal getankt haben, dass sie auf der Insel noch beherzter zu Werk gehen. Die Streicher, so der Eindruck im Saal, dürfen gerne noch hier und da das gemeinsame Volumen durch mehr Bogen-Intensität erhöhen, die Bläser noch kecker artikulieren. Dann (mal bitte kurz Weghören, Mister Fellows!) werden die Engländer erleben, dass wir nicht nur Fußball mindestens genauso gut spielen wie sie.

von Christian Strehk